Basic 2: Love2live – ich liebe es zu leben!

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Ich liebe es zu leben.

Denn: Leben ist Schön.

– Weshalb wir diese beiden Sätze völlig unabhängig von unseren Gefühlen, Sorgen, Emotionen oder Problemen aus tiefstem Herzen heraus sagen können und dürfen, betrachteten wir heute Vormittag in unserer zweiten Basic-Einheit, gehalten von Matthias Büchle.

„Von jetzt an lebe nicht mehr ich nur für mich allein, sondern in mir lebt der Messias. Das Leben, das ich jetzt in meinem menschlichen Körper führe, das lebe ich im Vertrauen auf den Sohn Gottes. Er hat mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich in den Tod gegeben. Ich werfe das großartige Geschenk Gottes, seine unverdiente Zuwendung, nicht weg.“ (Gal 2,20+21a)

In diesen Versen steht im Grunde das ganze Evangelium: Gott wandte sich mir zu, nicht ich ihm. Jesus gab sich für mich in den Tod. Ich habe das Leben als ein großartiges Geschenk von Gott erhalten, völlig unverdient, aus reiner Gnade – ja, aus Liebe. Daher werfe ich das Geschenk auch nicht weg, ich lebe im Vertrauen auf Gott. Und: Christus lebt IN mir! Ich muss mich ihm aber auch öffnen.

Der Apostel Paulus hat diese Überzeugung von Jesus selbst, Jesus begegnete ihm in Damaskus und sprach mit ihm. Das Evangelium hat keinen menschlichen Ursprung, sondern ist uns von Gott persönlich gegeben worden.

Zugleich geht es im Leben von Paulus aber auch um die theologische Auseinandersetzung, die er mit dem Glauben hat. Daraus ergibt sich für uns heute eine wichtige Erkenntnis: Erfahrung und Verstehen gehören zusammen! Gefühl und Verstand müssen sich ergänzen. Persönliche Erfahrungen sind individuell, gehen diese einmal verloren, kann der Glaube schnell erschüttern. Genau aus diesem Grund geht es auf dem BISS für uns um beides: Einerseits spricht Jesus hier und heute in unser persönliches Leben hinein, andererseits befassen wir uns aber auch theologisch mit dem Evangelium und der Bedeutung von love2live. Die Liebe nämlich besteht nicht nur ausschließlich aus Gefühlen, sondern auch aus dem Willen, aus der Entscheidung. Es geht um ein reflektiertes, durchdachtes Ja, wenn wir zu einem anderen Menschen sagen: „Ich liebe Dich.“

Auch die Tatsache, ob ich mein Leben liebe, hängt zweifellos von einer Entscheidung ab! Der Entscheidung, ob ich ein JA zu meinem Leben sage. Die Antwort darauf, warum wir alle Gründe der Welt haben, JA zu unserem eigenen Leben und dem Leben unserer Mitmenschen zu sagen, finden wir im Galaterbrief und im Römerbrief, jeweils im 3.Kapitel.

5 Schritte sind dabei wesentlich:

1) Alle Menschen sind Sünder (vgl. Röm 3,23).

Radikal sagt Paulus, dass es keinen gibt, der von sich aus Gerecht sein kann. Persönlich können wir uns heute fragen: Sind wir auch schon einmal über unser Verlorensein erschrocken? Wie viel „ich“ kommt in meinen Gebeten vor? Wie viel Gott? Wie oft geht es um uns und nicht um Gott? Bei Lobpreis-Erfahrungen, beim Bibellesen, im Alttag… ? Sünde versteht Paulus nicht moralisch, sondern als einen radikalen Bruch zwischen Gott und dem Menschen (vgl. Röm 1,24.26. Sünde als „Sund“/Graben).

2) Die Gerechtigkeit Gottes (vgl. Röm 1,17).

Martin Luther stellte fest, wenn Gott gerecht wäre, müsste er den Menschen verstoßen, denn: Alle Menschen sind Sünder. Anhand der griechische Übersetzung von Röm 1,17 jedoch machte Luther eine maßgebende Entdeckung: Gott versteht die Gerechtigkeit keineswegs als eine aktive, es geht nicht darum, einen Schaden wieder gutzumachen, Gott ist nicht gerecht, sondern: Gerechtigkeit für Gott ist passiv, es geht um das reine Empfangen der Gerechtigkeit. Gott macht (den Sünder) gerecht, Gott ist gerecht.

3) Das Gesetz (vgl. Röm 3,28).

Anders als in anderen Religionen geht es im Christentum nicht um das Befolgen von Gesetzen, sondern: Ohne Werke, allein durch den Glauben, wird ein Mensch gerecht.

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Ein Bild für das Gesetz: Ein Mensch klettert auf einer Leiter immer höher zu Gott in den Himmel hinauf, befolgt ein Gebot nach dem anderen, um es möglichst allen Mitmenschen und Gott selbst recht zu machen, relativ weit oben angelangt, fragt er: „Hallo, Gott?!“. Weit, weit unten auf der Erde ist eine kleine Gestalt zu erkennen, jene ruft: „Hallo, Mensch!“ 

4) Der Glaube 

Glauben heißt Vertrauen. Weil Gott mir meine Hände hinhält, darf ich vertrauen. Es geht nicht einzig darum, Gebote zu halten.

5) Die Gnade (Joh 1,17)

Der wesentliche Unterschied besteht zwischen Gesetz und Gnade. Das Gesetz sagt: Du musst es vorweisen, um bei Gott gerecht zu werden, die Gnade jedoch: Gott macht etwas, um uns gerecht zu machen. Damit Gott mit uns in Beziehung treten kann, hat er das Konzept der Gnade grundgelegt. Gnade bei Gott ist niemals billig, im Gegenenteil: Sie kostet ihn einen hohen Preis, seinen Sohn! Eigentlich müsste es nicht heißen: „Wir sind versöhnt mit Gott“, sondern: „Wir sind versohnt mit Gott“!!

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Das war auch genau der Weg, den Martin Luther ging:

Mit Römer 3,27 erkannte er, er sei verloren, doch dann „entdeckte“ er die Bedeutung von Römer 1,17. Der große  Hass, den Luther auf Gottes Wort hatte, wurde zu einer großen Liebe für das Wort Gottes.

Damit eröffnet sich für uns eine völlig neue Dimension, die uns in eine Freiheit führt:

Gott hat zu meinem Leben schon lange JA gesagt, ganz unabhängig von meiner Einstellung, meinen Empfindungen, Problemen, Sorgen…

Über meinem Leben steht Gottes großes JA, damit steht fest: Ich muss Gott nichts recht machen, Gott sagt JA zu mir, ohne, dass ich eine Gegenleistung erbringen muss (vgl. Röm 3 und Gal 3).

Mit dieser Zusage darf ich laut und zuversichtlich aussprechen:

„Ich liebe es als Christ zu leben, weil Gott alles dafür tut, es mir recht zu machen.“